Polizei sprengt riesige Tauschbörse
Verschwiegene Gesellschaft: Die Schattenmänner der Downloader-Szene.
Der Internationale Verband der Musikindustrie IFPI hat den nach eigenen Angaben größten Raubkopierer-Server für illegale Musik außer Gefecht gesetzt. Auf den Festplatten des in der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik stehenden Servers sollen sich insgesamt vier Terabyte mit zum Teil noch nicht veröffentlichter Musik befunden haben. Die Prager Polizei bereitete dem Treiben der Raubkopierer nun ein jähes Ende und beschlagnahmte die Rechner.
Die IFPI spricht vom größten und leistungsfähigsten Server, der jemals abgeschaltet wurde. Dabei hatten die Netz-Piraten Serverkapazitäten bei der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik offenbar angemietet, da sie über eine besonders schnelle Verbindung zum Internet verfügt. Mit Hilfe dieser 1-Gigabyte-Leitung konnten sich Raubkopierer aus der ganzen Welt an dem üppigen Angebot auf den Server-Festplatten bedienen.
Stecken Profis hinter dem Server?
Da eine solche Verbindung recht teuer ist, kann davon ausgegangen werden, dass eine professionellen Organisation hinter der riesigen Sammlung von Raubkopien steckt. Der Server enthielt unveröffentlichte Lieder und Alben, Filme und Spiele, die von zahlreichen Release-Groups dort zusammengetragen wurden - ein Goldschatz für jeden Raubkopierer. Und so soll die Blind-Alley-Topsite stehen, über die einzelne Raubkopierer-Gruppen ihre sogenannten Releases austauschen.
Die Methoden der Piratenjäger :
1 : Einleitung: Professionelle Piratenjäger
Einer der verschwiegensten Akteure im Kampf gegen illegales Filesharing ist Media Defender. Anders als die Interessenverbände der Musikindustrie oder der Filmstudios arbeitet das kleine Unternehmen im Verborgenen. Vom kalifornischen Santa Monica aus attackiert Media Defender Tauschbörsen gezielt an ihren verwundbarsten Punkten r11; und lässt sich dafür von den Rechteinhabern fürstlich entlohnen. Wir haben die wichtigsten Methoden der Piratenjäger für Sie zusammengestellt.
2 : Methode 1: Decoying
Unter 'Decoying' versteht Media Defender das Auslegen falscher Köder in den Tauschbörsen. Zu diesem Zweck bietet das Unternehmen tausende Dateien zum Download an, die in jedem Detail den Inhalten ähnlich sehen, die geschützt werden sollen. Tatsächlich enthalten die Dateien jedoch nichts Verwertbares für die Downloader. Mit dieser Methode soll die Suche nach einer funktionsfähigen Raubkopie so schwer sein wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Die Tauschbörsianer sollen frustriert und so zum legalen Kauf bewegt werden.
3 : Methode 2: Spoofing
Beim 'Spoofing' manipulieren Hacker im Auftrag von Media Defender die Art, wie die Tauschbörsen Suchanfragen bearbeiten. Im Idealfall sollen die Top-Suchergebnisse in den Tauschnetzwerken statt auf die begehrten Downloads in virtuelle Sackgassen führen. Das Kalkül: Ein Filesharer, der oft genug im digitalen Nirvana gelandet ist, gibt frustriert auf und kauft das Produkt auf legalem Wege.
4 : Methode 3: Interdiction
Mit der 'Interdiction' getauften Methode zielt Media Defender auf die Verbreiter der Dateien. Gibt jemand eine Datei frei, die Media Defender schützen soll, versuchen sämtliche Server des Unternehmens, diese Datei pausenlos bei dem Anbieter herunterzuladen. So wird die Bandbreite des Piraten blockiert, echte Filesharer bekommen keine Verbindung mehr zu dem geschützten Inhalt.
5 : Methode 4: Swarming
Das 'Swarming" ist eine spezielle Methode zur Behinderung von Downloads im beliebten BitTorrent-Netzwerk. Dort laden die Nutzer keine kompletten Dateien bei einem anderen Filesharer herunter, sondern beziehen Teile der Datei von überall aus dem so genannten 'Schwarm' der Teilnehmer. In diesen Schwarm hängen sich die Server von Media Defender und verteilen darüber beschädigte Datei-Teile. Bei Musik führt das zu störenden Pausen und Geräuschen, bei raubkopierten Programmen können die beschädigten Teile den ganzen Download unbrauchbar machen.
Urheberrecht : Das ist noch erlaubt
Der Bundestag hat ein neues Urheberrecht beschlossen, das die Rechte der Verbraucher zunehmend einschränkt und die der Urheber stärkt. Bislang ist das neue Gesetz noch nicht in Kraft getreten, der Bundesrat muss über das Gesetz noch beraten. Experten rechnen damit, dass das neue Urheberecht voraussichtlich Anfang 2008 gültig sein wird. Doch welche Konsequenzen hat das für den Bürger? Sind Privatkopien noch erlaubt und ist es künftig verboten, einen Kopierschutz zu umgehen? Viele Fragen kommen auf, die das neue Urheberecht regelt.
Privatkopie wurde eingeschränkt, die Bagatellklausel abgelehnt
Eines ist klar: Seit der Verabschiedung der Urheberrechtsnovelle aus dem Jahr 2003 ist das unbeschränkte Kopieren von Daten stark limitiert worden. Der Zweite Korb verschärft dies. So dürfen Privatkopien nur in geringem Umfang von einem Original erstellt werden, wobei diese Kopie nur an einen engen Personenkreis weiter gegeben werden darf. Eine Bagatellklausel, die bei geringen Verstößen gegen das Urheberrecht eine Straffreiheit garantieren sollte, wurde vom Bundestag abgelehnt. Auf was Sie sonst so in Sachen Urheberrecht achten sollten, erfahren Sie in unserer Klick-Show - klicken Sie sich durch!
1 Zunge raus iraten im Untergrund So gelangen Raubkopien in die Tauschbörsen
Das Rückgrat der Warez-Scene sind die Release-Groups. Diese Gruppen mit fantasievollen Namen wie Razor 1911 oder Fairlight sind lockere Bündnisse talentierter Computer-Cracks, die sich auf die Beschaffung und Veröffentlichung von Raubkopien spezialisiert haben. Manche nutzen Insider-Kontakte in der Musik- und Filmindustrie, um an Vorabveröffentlichungen von neuen Alben oder Blockbustern zu kommen, andere verwenden ihr Talent auf die Umgehung von Kopierschutzsystemen etwa bei PC-Spielen.
Antrieb der Release-Groups ist alleine der Respekt der anderen Gruppen. Das Ganze ist ein Wettbewerb, ein Rennen um die schnellste Veröffentlichung. Besonders gut arbeitende Gruppen werden in der Szene wie Helden verehrt.
2 : Die Server
Die Raubkopien der Szene liegen auf weltweit verteilten Servern, den so genannten Topsites. Hier veröffentlichen die Release-Groups ihre Beute. Verwaltet werden die Topsites von Administratoren, den SiteOps. Sie sorgen für die Sicherheit der Server und schirmen sie gegen unerwünschte Eindringlinge ab.
Der Zusammenhalt der Warez-Scene ist stark abhängig von den Topsites. Über die sicheren Kanäle dieser abgeschotteten Server kommunizieren die Mitglieder der Gruppen in Chats und Foren. Für die Scener, die sich so gut wie nie persönlich kennen, sind diese Kommunikationswege unerlässlich. Die Topsites dienen also als Kommunikationsplattform und Distributionskanal für die Veröffentlichungen der Raubkopierer.
3 : Die Kuriere
Einige Scener spezialisieren sich auf die Verbreitung der Warez zwischen den verschiedenen Topsites. Sie nennen sich Couriers oder Kuriere. Da nicht alle Release-Gruppen ihre Veröffentlichungen auf allen Topsites platzieren, sorgen die Kuriere dafür, dass die Dateien stets auf allen Servern der Szene zu finden sind.
Für ihre Arbeit benötigen Kuriere Zugang zu mehreren Topsites. Um den zu erhalten müssen sie zunächst verschiedene Prüfungen bestehen. Einer dieser Tests beinhaltet das Hochladen besonders vieler Warez in kurzer Zeit. Diese Tests dienen der Sicherheit der Szene: Für verdeckt arbeitende Polizisten ist eine falsche Identität als Kurier oft die einzige Möglichkeit, in die Szene einzudringen, weil viele der Kuriere unabhängig sind und keiner Gruppe angehören.
4 : Die Übergabe
Der Szene sind Tauschbörsen verhasst. Allzu schnell geraten dort Ermittler auf die Spur einer Release-Gruppe. Außerdem sehen sich die meisten Scener als eine Art Elite r11; das Treiben der Filesharer, die ohne Wettbewerb oder Ehrenkodex Warez tauschen ist ihnen zuwider.
Trotzdem geraten die Veröffentlichungen der Szene in großem Stil in die bekannten Tauschnetzwerke. Verantwortlich dafür sind Mitglieder der Szene, die die Richtlinien nicht so ernst nehmen oder die sich durch die Verbreitung in den Tauschbörsen dort einen Namen machen wollen. Das Spiel ist jedoch gefährlich: Für Verstöße gegen die smiley der Szene droht den Missetätern die Ächtung und der Verlust der Zugangsrechte zu den Topsites.
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